Jede Sekunde zählt - mit Mantrailer rasch am Ziel.
Bern, 17.8.23 - Dies war der Titel für den Vortrag von Markus Binggeli am Weiterbildungs- und Merci-Tag für 160 Betriebssanitäter/innen der Swisscom (Schweiz) AG. Während rund 40 Minuten durfte ich den Betriebssanitäter/innen aus der ganzen Schweiz das Mantrailing vorstellen. Die lange Fragen-Runde bestätigte das grosse Interesse und einige Teilnehmende waren von der Magie des Mantrailing angesteckt worden.
Übersicht der Disziplinen von Rettungshunden
In einer kurzen Auslegeordnung stellte Markus, Mantrailing-Instruktor MTZ/SVMI verschiedene Disziplinen von Rettungshunden vor: Verschüttetensuchhunde, Flächensuchhunde, Leichenspürhunde und Mantrailer.
Jede Kategorie der Rettungshunde hat ihr Spezialgebiet und dies zurecht. Nebst den Diensthunden von Polizei oder Grenzwacht hat sich Redog als Rettungshunde-Organisation International einen Namen gemacht und leistet in der Verschütteten- und auch Flächensuche grossartige Arbeit.
Zivile Mantrailing-Teams konnten sich im Bereich Personensuche in der Schweiz leider noch nicht etablieren, obwohl zivile Teams oft sehr gut ausgebildet sind und den Diensthunden manchmal in dieser Disziplin überlegen sind.
Faszination Hundenase und Gerüche
Eine menschliche Nase hat rund 5 Millionen Riechzellen. Bei Hunden ist diese Zahl deutlich höher und auch abhängig von Hunderassen. Beispielsweise hat ein Boxer rund 100 Millionen, ein Dackel rund 125 Millionen, ein Terrier rund 145 Millionen, ein Schäferhund rund 220 Millionen und ein Bloodhound rund 300 Millionen Riechzellen.
Zudem nimmt der Riechkolben bei Hunden rund zehnmal mehr Platz im Gehirn ein, als bei einem Menschen.
Aufgrund der Geruchsrezeptoren kann ein Hund rund 100’000 verschiedene Geruchsmuster abspeichern, differenzieren und auswerten.
Dies zeigt deutlich, wieso Hunde besser riechen als Menschen.
Mantrailer werden aufgrund eines Individualgeruchs eines Menschen angesetzt und finden genau diese Person. In der Regel zeigt ein Mantrailer die richtige Person mit einem Vorsitzen an. Die Spur (Trail) entsteht hauptsächlich durch 40’000 Hautzellen, die jeder Mensch je Minute verliert. Dies funktioniert auch beispielsweise am Hauptbahnhof Bern mit einer hohen Frequenz von Pendler und Reisenden. Die Spur wird durch Witterungseinflüsse und auch das Alter beeinflusst. Diese Aspekte müssen im Mantrailing entsprechend berücksichtigt werden.
Die Nasenarbeit ist sehr anstrengend. Der Hund atmet während der Arbeit rund 300mal je Minute ein und aus, die Körpertemperatur erhöht sich während der Sucharbeit zwischen 3 bis 5 Grad.
Mantrailing ist für Hunderassen mit flachen Nasen nicht geeignet und kann die Gesundheit der Hunde schädigen.
Team und Ausrüstung eines Mantrailers
Das Team besteht üblicherweise aus Hund, Hundeführer/in und Flanker (Hilfsperson). Im Ernstfall kommen mehrere Teams und auch eine Einsatzzentrale (Koordination) zum Einsatz.
Um die Arbeit starten zu können, ist eine entsprechende Ausrüstung nötig. Für den Hund sind ein Halsband, ein Suchgeschirr und eine lange Leine nötig. Der oder die Hundeführer/in setzt die Leine als Kommunikationsmittel ein und hält so den Kontakt zu dem Hund. Zudem ist eine funktionale Mantrailing-Weste nötig, bei welcher der Geruchsträger vom Individualgeruch, Wasser und einer hochwertigen Belohnung mitgenommen werden kann.
Ablauf und Rituale
Für den erfolgreichen Start und Sucharbeit sind standardisierte Rituale und Abläufe nötig. Einerseits signalisiert dies dem Hund, wann er was zu tun hat. Zudem unterstützt dies die Hundeführer oder den Hundeführer, dass nichts vergessen geht.
Video-Beispiele aus dem Mantrailing
Zwei Beispiele zeigte Binggeli anhand von Videos und synchron erklärt er, was der Hunde genau zeigt, was er macht und wie die Hundeführerin den Hund unterstützt. Dies ist eine grosse Teamarbeit und ist deutlich mehr, als einfach einem Hund nach zu laufen.
Obwohl das erste Video knapp 10 Minuten dauerte, schätzten die Anwesenden die Dauer auf 2 bis 3 Minuten. Damit verkürzte die Faszination deutlich die Zeit. Die Sucharbeit in diesem Beispiel dauerte 9 Minuten 39 Sekunden und die Suchstrecke war rund 500 Meter. Steckt man einen solchen Perimeter auf der Karte ab, würde man sehr viel Personal benötigen, um eine vermisste Person in derselben Zeit zu finden.
Das zweite Mantrailing-Beispiel war der Swisscom Business Park mit rund 1’700 Arbeitsplätzen. In diesem Video konnte man einen Eindruck sammeln, was der Hund in einem grossen Gebäude leistet. Nebst Treppen, Passarellen, automatischen Türen, andere Thermik, Lüftungssysteme sind Aufzüge Herausforderungen für den Mantrailer. Dennoch können die Hunde anzeigen, wo die Person in den Lift ein- und wieder ausgestiegen ist.
Abschluss und etwas Mantrailing-Politik
Im Abschluss brachte Markus etwas Politik ein. Die Mantrailing-Szene in der Schweiz ist leider wie ein Schrebergarten. Viele sitzen auf dem hohen Ross, blockieren vor Neid Zusammenarbeiten und sind nicht für eine Zusammenarbeit bereit. Dies zeigt sich nicht nur in diesem Bereich, sondern auch im Bereich der Rettung. So ist eine Zusammenarbeit, sei es auch nur im Training, mit Rettungsorganisationen in der Schweiz noch nicht möglich.
Beispielsweise hat Deutschland das Potenzial schon lange erkannt, haben private Rettungshundestaffeln aufgebaut und werden auch durch die Polizei aufgeboten. Dies führt dazu, dass beispielsweise ein Suchteam aus Burgdorf aus dem Kanton Bern Personen in Süddeutschland sucht und auch findet.
Viele zivile Teams trainieren regelmässig mit Spezialisten aus der Schweiz, England, USA und auch Deutschland. Hier liegt ein grosses Potenzial und Wissen brach.
Allerdings gibt es in der Mantrailing-Szene viele schwarze Schafe, die Mantrailing mit zu wenig Wissen oder zu kleiner Qualität ausbilden.
Alle diese Punkte sind der Grund, dass Monika und Andy Egloff, MONDY MANTRAILING den SVMI - Schweizerischer Verband der Mantrailing-Instruktorinnen und -Instruktoren aufgebaut haben. Einige der langfristigen Ziele sind; die Standardisierung, eine hohe Qualität in der Aus- und Weiterbildung, Weiterentwicklung vom Mantrailing in der Schweiz und vielleicht sogar erste Rettungshundestaffeln bereit zu stellen. Dies ist gerade alles im Aufbau.
Falls jemand mit entsprechenden Kontakten oder auch Zusammenarbeiten das Mantrailing in der Schweiz unterstützen möchte, meldet sich bitte bei uns. Gerne werden wir entsprechende Hinweise an die richtige Stelle weiter vermitteln.
Mantrailing Referate und Vorträge rund um Mantrailing
Gerne stellt das Mantrailing - Zentrum Referenten mit viel Fachwissen für Vorträge, Referate oder Seminare zur Verfügung. Je nach Umfang oder Möglichkeiten wäre auch eine Demo möglich, damit man dies live verfolgen kann.